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Thesius-Nutzer im Porträt: Professor Erk Piening

Heute haben wir einen ganz besonders interessanten Gast in unserer Porträt-Reihe: Erk Piening ist Professor am Lehrstuhl für Organisation, Personal und Unternehmensforschung an der Universität Mainz. Er erzählt Euch von seinen persönlichen Studienerfahrungen und seiner jetzigen Tätigkeit. Außerdem verrät er, welche Vor- und Nachteile er bei Abschlussarbeiten und Dissertationen in Kooperation mit Unternehmen sieht.

 

Name: Erk PieningLehrstuhl: Organisation, Personal und Unternehmensführung

Universität: Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Thema der Dissertation: Innovationen in Krankenhäusern

 

Beschreiben Sie sich und Ihre Tätigkeit als Professor in maximal 5 Sätzen!

Forschung, Lehre und akademische Selbstverwaltung – fünf Wörter tun es auch …

 

Wie sind Sie zu Ihrem Dissertations- bzw. Habilitationsthema gekommen?

Mein Dissertationsthema war schon zum Teil vorgegeben, da ich für die Bearbeitung eines Drittmittelprojekts eingestellt wurde. Ich habe mir das übergeordnete Thema (Innovation) dann so zurechtgelegt, dass es meinen Interessen entspricht und ich eine spannende Forschungslücke adressiere. Ein richtiges Habilitationsthema hatte ich nie. Ich habe am Anfang meiner Habilitation vor allem interessante und vielversprechende Projekte verfolgt und dazu publiziert. Am Ende hätte ich dann schon eine thematische Klammer gefunden, wobei ich meine Habilitation aufgrund des Rufs auf eine Juniorprofessur nie abgeschlossen habe.

 

Wann und aus welchem Grund haben Sie sich entschieden, eine Karriere in der Wissenschaft anzustreben?

Promovieren wollte ich eigentlich schon immer, eine Karriere in der Wissenschaft hat sich dann irgendwie ergeben. Am Anfang meiner Promotion habe ich nicht wirklich daran gedacht, Professor zu werden. Als ich gegen Ende der Promotion auf super spannenden Konferenzen im Ausland war und meine erste Publikation in einem guten Journal unterbringen konnte, habe ich aber sprichwörtlich Blut geleckt. Mir ist dann auch schnell klar geworden, dass Professor der Job ist, der am besten zu mir passt und mir am meisten Spaß macht.

 

Was hat Sie dazu bewegt, an der Universität zu bleiben und zu lehren? Haben Sie vorher in einem anderen Bereich gearbeitet oder sind Sie direkt an der Universität geblieben?

Ich bin direkt in der Universität geblieben, habe mich also erfolgreich vor der „richtigen“ Arbeitswelt gedrückt. Es war aber keine leichte Entscheidung, nach der Promotion an der Universität zu bleiben. Zum einen ist der Markt sehr kompetitiv, d.h., man muss in kurzer Zeit sehr gut publizieren, um eine Chance auf eine Professur zu haben. Zum anderen war natürlich der Gedanke da, mal etwas anderes zu machen und aus der Uni raus zu kommen. In der Uni bin ich dann geblieben, weil es zumindest für mich der Traumjob schlechthin ist. Ich kann mir keinen anderen Job vorstellen, der im Hinblick auf Autonomie und Möglichkeiten der Selbstverwirklichung besser wäre. Und auch wenn es für manche Studierende seltsam klingen mag: Wissenschaft macht einfach Spaß.

 

Wenn Sie noch einmal wählen könnten – würden Sie sich wieder für das gleiche Studium entscheiden oder doch etwas ganz anderes machen?

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass meine damalige Studienwahl nicht nur aus Interesse, sondern auch etwas aus Orientierungslosigkeit resultierte. Echte Leidenschaft war da nicht im Spiel. Trotzdem würde ich höchstwahrscheinlich wieder Wirtschaftswissenschaften studieren, da es einfach ein sehr vielfältiges Fach ist und Raum für Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Geschadet hat es jedenfalls nicht. Mit Blick auf meine Forschungsinteressen wäre Psychologie eine gute Alternative.

 

Was war der schlimmste Job, den Sie jemals hatten?

Der Nebenjob in einer Videothek (die gibt es heute ja fast nicht mehr) – Langeweile, komische Kunden und Filme …

 

Wie gewichten Sie Forschung und Lehre an Ihrem Lehrstuhl und warum?

Ich sollte jetzt 50/50 sagen, aber wenn ich ehrlich bin, würde ich die Forschung etwas höher gewichten. Es macht einfach Spaß, an interessanten Forschungsprojekten mit tollen Kollegen zu arbeiten. Letztlich profitieren auch die Studierenden davon, wenn Professoren forschungsorientiert sind, zumal hervorragende Kenntnisse des Feldes, methodische Kompetenz und spannende Forschungsergebnisse auch essentielle Voraussetzungen für gute Lehre sind. Forschung und Lehre sind keinesfalls konkurrierende, sondern komplementäre Tätigkeiten.

 

Wie gestaltet sich für Sie das ideale Betreuungsverhältnis zwischen Betreuern und Studierenden bzw. Promovierenden?

Intensiv, kooperativ und reziprok. Im besten Fall ist das Betreuungsverhältnis kein hierarchisches Verhältnis, sondern zeichnet sich durch gemeinsames Interesse an einer Fragestellung aus. Wenn man zusammen an Publikationen arbeitet, macht es mehr Spaß, man lernt mehr und im Ergebnis kommt mehr dabei heraus.

 

Was erwarten Sie von Studierenden, die sich für eine Abschluss- oder Forschungsarbeit bei Ihnen interessieren?

Interesse, Einsatzbereitschaft (vielleicht auch etwas Opferbereitschaft …) und Ambiguitätstoleranz.

 

Können Studierende an Ihrem Lehrstuhl Abschlussarbeiten in Kooperation mit Unternehmen schreiben? Bitte begründen Sie Ihre Antwort bzw. heben Sie hervor, was Ihnen dabei wichtig ist.

Ja. Wichtig dabei ist, dass den Studierenden bewusst ist, dass Unternehmen und Universität oft unterschiedliche Erwartungen im Hinblick auf die Abschlussarbeit haben. Unternehmen wollen Praxisrelevanz, Universitäten Wissenschaftlichkeit. Aus meiner Sicht lassen sich diese Erwartungen aber gut in Einklang bringen, da Abschlussarbeiten letztlich dann die verwertbarsten Erkenntnisse für Unternehmen hervorbringen, wenn sie theoretisch und methodisch fundiert, also wissenschaftlich sind.

 

Welche Kompetenzen abseits des fachlichen Wissens sollten Studierende und Promovierende Ihrer Meinung nach auf jeden Fall mitbringen?

Methoden- und natürlich auch Sozialkompetenz. Wissenschaft ist Teamsport.

 

Hätten Sie sich vorstellen können, Ihre Dissertation in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen zu schreiben? Oder haben Sie sich bewusst dagegen entschieden?

Grundsätzlich schon, aber die Frage hat sich nie gestellt.

 

Welche Vor- und Nachteile bringt eine Promotion in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen Ihrer Einschätzung nach mit sich?

Vorteile können in finanzieller Unterstützung durch das Unternehmen, Zugang zu Daten und Möglichkeiten zum Austausch mit Mitarbeitern liegen. Mögliche Nachteile liegen in fehlender Unabhängigkeit und ggf. konkurrierenden Aufgaben.

 

Haben Sie im Ausland geforscht? Wenn ja, welche nennenswerten Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Ich habe an einer französischen Hochschule, allerdings in Berlin, gearbeitet. Zählt das? Nein, im Ernst. Ich habe zwar viele ausländische Kooperationspartner (von denen ich viel lerne), aber die Zusammenarbeit findet primär über Skype statt, was schade ist. Wenn ich Forschungsfreisemester habe, hole ich das aber nach.

 

Gibt es bestimmte Tools, beispielsweise zur Literaturverwaltung, die Sie gerne nutzen und weiterempfehlen können?

Nein, ich bin da eher altmodisch.

 

Gibt es auch für einen Professor Tage, an denen er sich für seine Arbeit motivieren muss? Wenn ja, wie stellen Sie das an?

Klar, ich würden lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich jeden Tag gleichermaßen motiviert bin. Das Schöne an meinem Job ist aber, dass ich mir meine Tätigkeiten ja ziemlich frei aussuchen kann und eigentlich immer etwas finde, was gerade Spaß macht.

 

Sie werden mit drei bekannten Persönlichkeiten Ihrer Wahl eine Nacht lang in der Bibliothek eingeschlossen. Wen suchen Sie aus?

Niemanden. In die Bibliothek geht man schließlich, um in Ruhe zu lesen …

 

Inwiefern wirkt sich ein akademischer familiärer Hintergrund Ihres Erachtens auf den Studienprozess aus?

Über diese Frage habe ich noch nie besonders intensiv nachgedacht. Es gibt sicherlich einen signifikanten Zusammenhang. Das fängt ja schon bei der Frage an, ob man überhaupt ein Studium/eine Promotion anfängt bzw. sich zutraut. In meiner Familie gibt es viele Ärzte, so dass der Doktortitel sehr präsent war. Unter diesen Umständen kommt man eher auf die Idee, selbst zu promovieren.

 

Gibt es Dinge, die Sie nur mit Humor ertragen können?

Klausureinsichten.

 

Was würden Sie heute Ihrem jüngeren Ich empfehlen?

Vielleicht in den USA zu promovieren.

 

Wenn Sie das Wort erfolgreich hören, wer und was kommt Ihnen dann in den Sinn?

Dass Erfolg ein sehr subjektiver Begriff ist.

 

Sie haben einen Wunsch bei der guten akademischen Fee frei: Was sollte sich im Wissenschaftsbetrieb unbedingt ändern?

Der akademische Mittelbau sollte gestärkt werden. Es muss auch dauerhafte Karriereoptionen in der Uni außerhalb der Professur geben. Davon würden am Ende alle profitieren.

 

Teilen Sie Ihre Überlebensstrategie: Welchen Tipp wollen Sie jungen Wissenschaftlern, die am Anfang Ihrer Abschlussarbeit oder Promotionszeit stehen, unbedingt mit auf den Weg geben?

Locker bleiben. Die besten Ideen kommen meist dann, wenn man sich nicht zu sehr unter Druck setzt.

 

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