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Thesius-Nutzer im Porträt: Doktorandin Marianna

Name: Marianna Massimilla Rusche
Fach: Psychologie/Intelligenzforschung
Universität: Humboldt-Universität zu Berlin
Thema der Dissertation: Measuring crystallized intelligence across lifespan
Stand der Dissertation: Arbeit am ersten Paper
Promovierst du intern oder extern? extern

 

Fasse Dein Dissertationsprojekt in maximal fünf Sätzen zusammen.

Ich erkunde den kognitiven Intelligenzbereich „Kristalline Intelligenz/Crystallized Intelligence“ (Gc) in verschiedenen Altersbereichen und entwickle dafür ein gutes Messinstrument. Da Gc ein sehr komplexer Bereich ist, lässt er sich in verschiedene Subkomponenten unterteilen; eine Komponente ist Allgemeinwissen (Gk). Aktuell entwickle ich demnach einen Allgemeinwissenstest für den deutschen Kulturraum weitere Komponenten folgen.

 

Beschreibe Deine aktuelle Stimmung bzgl. Deiner Dissertation mit drei Wörtern.

Just do it!

 

Butter bei die Fische: Was ist Deine Hauptmotivation, eine Dissertation zu schreiben? Mal ehrlich – es ist der Titel, oder?

Klar freue ich mich darauf, wenn ich den Titel habe, auch wenn das wohl noch eine Weile dauert. Da ich aber in der Forschung bleiben möchte, stellt sich die Frage gar nicht, ob ich das wirklich brauche es gehört dazu. Manchmal sitze ich in der Uni am Schreibtisch und muss schmunzeln, weil mir der, nur eingeschränkt zutreffende, Gedanke kommt: „Eigentlich spielt es gar nicht so die Rolle, ob ich den Titel schon habe oder nicht. Als PostDoc sitze ich auch hier am Schreibtisch und mache die gleiche Arbeit…“

 

Money, money, money: Wie hast Du Deine Promotion finanziert bzw. wie finanzierst Du sie?

Da ich bald parallel meine Psychotherapieausbildung starte und zusätzlich noch viel Zeit in mein ehrenamtliches Engagement bei Digital Helpers investiere, habe ich mich für ein Stipendium entschieden, statt noch zu arbeiten. Ich könnte einen Job vielleicht noch irgendwie unterkriegen, aber ich will nicht, dass meine Promotion darunter leidet. Ich habe das Glück, von meinen Eltern finanziell unterstützt zu werden, bis ich ein Stipendium erhalte.

 

Wie viel Zeit investierst Du wöchentlich in Deine Dissertation? Wie viel Zeit musst Du zusätzlich in andere Verpflichtungen, z.B. zur Finanzierung Deiner Promotion, stecken?

Das ist schwierig zu sagen, da es sehr variiert. Da die Psychotherapieausbildung noch nicht gestartet ist, sind meine Hauptbeschäftigungen die Promotion und das soziale Projekt Digital Helpers. An manchen Tagen arbeite ich von morgens bis abends an der Promotion, manchmal auch von zuhause aus, und an manchen Tagen kümmere ich mich viel um Digital Helpers. Am Anfang einer Woche überlege ich, was ich bis zum Ende der Woche in beiden Bereichen erreicht haben möchte. Wie ich mir das dann über die Tage aufteile, ist relativ spontan. Es ist aber klar zu sagen, dass die Promotion bei mir derzeit absolute Priorität hat und die meisten Stunden in der Woche einnimmt. Und wenn ich während der Woche mal nicht so produktiv bin, hau ich am Wochenende voll rein; ich kann mich da relativ gut zusammenreißen.

 

Warum hast Du Dich/Deine Arbeit bei Thesius registriert? Was erhoffst Du Dir von der Plattform?

Ich habe über unseren Lehrstuhl von Thesius erfahren und das Timing war perfekt! Ich war mitten in einer Erhebungswelle für meine Onlinestudie und konnte noch eine Menge Probanden gebrauchen. Erst war ich skeptisch, da ich die Studie ja schon komplett auf einer anderen Plattform programmiert hatte und ich dachte, dass ich bei Thesius alles nochmal neu eintragen muss das hätte für mich gar keinen Sinn ergeben. Aber dann habe ich verstanden, dass ich einfach nur meinen Link eintragen und den Gewinnspielcode ergänzen muss, das dauert eine Minute und hat mir eine Menge neuer Versuchspersonen gebracht! Das war echt super.
Was für mich nicht mehr relevant ist, ich aber trotzdem toll finde, ist zudem die Datenbank der schon bearbeiteten Themen. In einigen Fächern ist es wirklich schwierig, ein freies Feld zu finden. Woher soll man denn überhaupt wissen, worüber noch keiner etwas geschrieben hat? Wen soll man denn fragen? Selbst Professoren können einem höchstens Auskunft über den eigenen Forschungsbereich geben. Es ist kaum vorstellbar, dass es so eine Datenbank in der Vergangenheit nicht gab.

 

Welche Kompetenzen abseits des fachlichen Wissens sollten Promovierende Deiner Meinung nach auf jeden Fall mitbringen?

Unbedingt notwendig ist die Fähigkeit, ausdauernd und gewissenhaft arbeiten zu können, auch wenn man mal keine Lust hat Stichwort Selbstkontrolle. Man muss in der Lage sein, den „Quatschi“ im Kopf auszuschalten, der jede Gelegenheit nutzt, einen vom Arbeiten abzuhalten. Letztendlich muss man es schaffen, sich davon zu überzeugen, dass man es eigentlich wirklich wirklich will, egal was für Durchhänger man zwischendurch hat.

 

Wie häufig und aus welchen Gründen wolltest Du in Deiner Dissertationsphase Deine Festplatte formatieren und alle Deine Bücher auf Ebay versteigern?

Um ehrlich zu sein noch keinmal. Natürlich gibt es Momente, in denen ich frustriert bin. Aber dann denke ich daran, dass ich das grade völlig freiwillig mache. Ich frage mich selbst: „Okay, willst du aufhören? Du kannst jetzt auf der Stelle zu deinem Prof gehen und sagen, dass du nicht mehr mitmachst. Möchtest du das?“ Bisher war die Antwort immer: „Nein, ich will das durchziehen.“ Dann mache ich eine Pause und es geht wieder.

 

Facebook, der neueste Krimi oder die Lindenstraße: Von was lässt Du Dich am liebsten ablenken?

Bezüglich Ablenkung ist bei mir eindeutig Starbucks die größte Gefahr… Ich liebe es, dort stundenlang mit Buch und Sojalatte zu sitzen. Schon im Studium habe ich mehr Zeit im Starbucks verbracht als in Vorlesungen…

 

Du wirst mit drei bekannten Persönlichkeiten Deiner Wahl eine Nacht lang in der Bibliothek eingeschlossen. Wen suchst Du aus?

Die Antwort ist bei mir dermaßen eindeutig, dass alle meine Freunde sie auswendig wüssten: Johann Sebastian Bach, Hugh Laurie und Benedict Cumberbatch.

 

Die klugen Köpfe von Thesius haben eine Zeitmaschine erfunden und bieten nun den Service an, Doktoranden zurück an den Tag ihres Uniabschlusses zu befördern, damit Sie einen anderen Weg einschlagen können. Steigst Du ein?

Niemals! Das ist genau der richtige Weg für mich. Natürlich fordert die Promotion einen manchmal ziemlich und vielleicht fragt man sich manchmal, ob es einen irgendwann sogar überfordern wird. Aber ist das nicht Sinn der Sache? Ich werde mich niemals weiterentwickeln, wenn ich nur Sachen mache, die ich schon kann.

 

Wenn Deine Promotionszeit verfilmt werden würde, welchen Titel bekäme der Film?

Think big!

 

Die Zeit (6/2015) spricht von „postdoctraumatischen Belastungsstörungen“ und vom „Prekariat mit Doktorgrad“. Hast Du Zukunftsängste?

Gute Frage, ich glaube in unserem Alter hat jeder irgendwie Zukunftsängste. In der Wissenschaft kriegt man oft mit, dass intelligente Leute unbefriedigt in schlecht bezahlten PostDoc-Stellen steckenbleiben und wenn man zu oft darüber nachdenkt, wächst die Unsicherheit, nach dem Motto „Wer bin ich denn, mir einzubilden, dass es bei mir besser läuft?“ So eine Denkweise kann aber nur zermürben, weshalb ich den Spieß umdrehe und sage: „Wer sagt denn, dass es bei mir so läuft, nur weil es bei wem anderes so läuft?“ Ich fokussiere mich auf meine Arbeit und gebe mein Bestes, mehr kann ich nicht tun. Da ich ja aber bald die Psychotherapieausbildung starte, habe ich auch noch eine Jobalternative.

 

Du hast einen Wunsch bei der guten akademischen Fee frei: Was sollte sich im Wissenschaftsbetrieb unbedingt ändern?

Ein oft benanntes, aber kaum angegangenes Problem sind die vielen befristeten Stellen, mit denen man sich abfinden muss. Während der Promotion selbst geht es häufig noch, aber nach Abschluss der Arbeit kann man überhaupt nicht längerfristig planen, wo man für wie lange welche Stelle erhält, die dann meist auch noch nicht wirklich gut bezahlt ist. Das kann finanzielle Sorgen bereiten, ist aber auch ziemlich schwierig für die Familienplanung insbesondere, wenn beide Partner in der Forschung sind. Liebe Fee, ich wünsche mir, dass es viel mehr unbefristete Stellen mit adäquaten Gehältern gibt.

 

Wir wissen, dass Du neben der Promotion ehrenamtlich eine Hauptrolle im Projekt „Digital Helpers“ spielst. Kannst Du kurz für uns zusammenfassen, wer ihr seid und was ihr macht?

Unsere gemeinnützige Organisation Digital Helpers e.V. wirkt, getreu dem Motto „Digital schafft Wissen“, der digitalen Spaltung bundesweit entgegen. Laut D21 Digital Index 2015 ist der Digitalisierungsgrad der deutschen Bevölkerung klar bildungsabhängig. Noch immer sind 20% der Deutschen ohne Internet, einige davon ganz ohne Zugang zu Computern.
Wir bereiten von Unternehmen aussortierte Computer wieder auf und verteilen sie bundesweit an sozial Bedürftige, um diesen einen Einstieg in die digitale Welt zu ermöglichen. Um digitalen Neulingen den Umgang mit Computern zu erleichtern, bieten wir auch Schulungen an.
Wir kooperieren u. a. mit Amnesty International, Der Tafel und diversen Flüchtingsinitiativen welche wir z. B. mit einer Spende von 90 Computern von Erdinger Weißbräu und 70 Laptops von CLAAS unterstützen konnten.
Als Gewinner der Google Impact Challenge 2016 werden unsere Tätigkeiten auch von Google gefördert.

 

Wie schaffst Du es, Deinen stressigen Alltag mit Deinem Engagement unter einen Hut zu bringen? Was motiviert Dich?

Ich erinnere mich an den Tag, an dem mein Bruder mich bat, die Leitung zu übernehmen. Mein erster Gedanke war „Ich habe doch gar keine Zeit?!“, aber ich wollte Digital Helpers nicht im Stich lassen und wusste, dass ich viel bewirken kann. Seitdem habe ich einen Deal mit mir selbst: Wenn ich merke, dass es zeitlich gar nicht mehr geht, ziehe ich mich zurück. Die Schaffung dieser Option hat meine Motivation aber weiter verstärkt, weil ich noch mehr spüre, was es bedeutet, wenn Engagement wirklich freiwillig ist. Die Notwendigkeit unserer Arbeit wird durch viel Zuspruch und Preise bestätigt das motiviert sehr und ich will Teil davon sein!

 

Eine letzte Frage zum Abschluss: Welchen Tipp willst Du jungen Wissenschaftlern, die am Anfang Ihrer Promotionszeit stehen, unbedingt mit auf den Weg geben? Was ist Deine Überlebensstrategie?

Man sollte sich zu Beginn klar überlegen, was der persönliche Hintergrund für die Promotion ist. Was ist letztlich mein Ziel? In einem sehr motivierten Moment würde ich einen Motivationstext mit genau diesem Inhalt in ein Büchlein schreiben, das man sich später durchlesen kann, wenn man einen Durchhänger hat. Wenn man bei seiner Arbeit einen Teilerfolg erzielt hat und sich gut fühlt, kann man dieses Büchlein mit weiteren Texten, Sprüchen, oder auch Fotos füllen – mir hilft das sehr als Ansporn!

 

Erfahre hier mehr zu Mariannas sozialem Projekt Digital Helpers.

 

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